215 Länder und 900.000 km in 26 Jahren

„Legendewagen“ – durch alle Länder der Erde

Ausstellung mit dem Weltrekordwagen Mercedes-Benz 300 GD „Otto“

Rekord für die Ewigkeit: 215 Länder in 26 Jahren - Marathon: Problemlos über fast 900.000 Kilometer, ein Drittel davon auf unbefestigten Pisten.

Auf einer Wanderausstellung der Daimler AG ist ein Auto zu sehen, das selbst fast die ganze Welt gesehen hat. Sein Name: „Otto“. Auf dem Tacho: fast 900.000 Kilometer. Die Marke: Mercedes-Benz. Mit dabei: Boxen und Kisten von ZARGES.

Es ist die Geschichte eines unglaublichen Abenteuers: Gunther Holtorf fuhr mit seinem Mercedes 300 GD durch alle befahrbaren Länder der Erde. 26 Jahre war er mit dem blauen G-Modell unterwegs, das seine inzwischen verstorbene Frau Christine auf den Namen „Otto“ getauft hat. Die Holtorfs lebten während der gesamten Zeit in ihrem „Otto“ und konnten so an Orte fernab der Zivilisation fahren: In die hintersten Winkel Afrikas, quer durch Savannen, Wüsten, bis in den undurchdringlichen Dschungel des Kongo; in abgeschottete Staaten wie Nordkorea, Myanmar oder Bhutan; über 5000 Meter hohe Pässe in den Anden, am Mt. Everest oder auf dem Karakorum-Highway.

Nie zuvor war ein Auto in allen befahrbaren Ländern der Erde: 215 Staaten, Regionen und Territorien hat „Otto“ besucht. Anfang Oktober 2014 endete seine Reise offiziell mit einem Besuch am Brandenburger Tor in Berlin. Doch bevor er eine neue Heimat im Mercedes-Museum in Stuttgart findet, geht er mit einer eigens konzipierten Wanderausstellung noch einmal für etwa zwei Jahre auf Tour durch Europa. Seine letzte große Reise.

Die Ausstellung
„Otto“ wird in der Ausstellung genau so stehen, als habe Gunther Holtorf ihn gerade für eine Übernachtung vorbereitet: Mit gemachtem Bett und offener Küche am Heck. Über die Jahre hatte der inzwischen 77-jährige sein Auto immer weiter optimiert. Jeder noch so kleine Stauraum wurde genutzt, speziell gefertigte Taschen, Haken und Bänder sicherten die Ladung auch auf den ruppigsten Pisten. Holtorf, der selber an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war und viele der Original-Exponate zur Verfügung stellte, wollte ein Fahrzeug, mit dem er absolut autark sein konnte. 
Neben „Otto“ steht in der Ausstellung ein offener Standard-Container. In ihm können die Besucher sich am medialen Lagerfeuer niederlassen und dem begabten Erzähler Holtorf lauschen, der per Video von seinen Abenteuern berichtet. Außerdem zu sehen: Die Bilder einiger der schönsten Landschaften der Erde, die der begabte Fotograf unterwegs gemacht hat, sowie eine Landkarte mit der kompletten Reiseroute.

Die Abenteuer
Die Wahl des Containers als Ausstellungselement ist übrigens kein Zufall: 41 Mal verschifften die Holtorfs ihren „Otto“ in so einer Box von Kontinent zu Kontinent. Schon beim Kauf des Reisefahrzeugs hatten sie darauf geachtet, dass es in einen typischen 20-Fuß-Container passte. Alles andere wäre viel zu teuer gewesen. Auch deswegen fiel 1988 die Wahl auf das kantige G-Modell, das ein optimal nutzbares Volumen bietet – etwa Platz für ein Bett von fast zwei Metern Länge und 1,50 Metern Breite.
„Otto“ ließ die Weltreisenden übrigens nie im Stich und bewältigte die fast 900.000 Kilometer ohne größere technische Probleme. Ging doch mal etwas kaputt, konnte Gunther Holtorf es mit dem Bordwerkzeug und den etwa 400 mitgeführten Ersatzteilen selber wieder richten. Viele davon reisten in mehreren Zarges-Boxen auf dem Dach. Die charakteristischen Aluminium-Kisten dienen nun auch in der Ausstellung dazu, die Exponate von verschiedenen Etappen der Reise zu präsentieren: Vom typischen Reiseproviant über eine Auswahl der exotischen Nummernschilder, die „Otto“ in vielen Ländern tragen musste bis hin zu den zahlreichen Ersatzteilen.

Der Weltrekord 
Das Guinness Buch der Rekorde prüft derzeit  die Leistung der Holtorfs und die Frage, ob „Otto“ offiziell als Weltrekord-Wagen gilt, der die meisten Länder der Welt besucht hat. Es dürfte ein Rekord für die Ewigkeit sein, denn außer einigen Inselstaaten, wie den Malediven oder Nauru, auf denen es so gut wie keine Straßen gibt, wurden alle Länder und autonomen Regionen angesteuert. Lediglich an Somalia, dem Tschad und dem Südsudan scheiterten die Holtorfs: Zu keiner Zeit war in 26 Jahren an eine nur halbwegs sichere Ein- und Ausreise zu denken.
413 außereuropäische Grenzen passierte „Otto“ im Laufe der Jahre. Im Schnitt stand er dabei jeweils einen halben Tag am Schlagbaum, denn in vielen Ländern ist die Einreise eines Autos nicht vorgesehen. In Kuba gelang sie nur auf Einladung von Raoul Castro, in Nordkorea mit Genehmigung von Diktator Kim Jong Il. Gunther Holtorf ist froh, dass er die Reise gut zu Ende gebracht hat. Er löste damit das Versprechen ein, das er seiner 2010 an Krebs verstorbenen Frau Christine gegeben hatte: Weiter zu fahren, bis die ganze Welt bereist ist.

Die Weltkarte
An den schwierigsten Grenzübergängen, aber auch in vielen anderen Situationen, half den Holtorfs ein selbst gemachtes Dokument: Die „Weltkarte“, eine beidseitig bedruckte, großformatige Dokumentation der Fahrt. Sie wurde in vielen Auflagen immer wieder um die neu hinzu gekommenen Länder aktualisiert. Oft war die reich bebilderte Karte für das Fortkommen wichtiger, als Reisepässe und Fahrzeugpapiere. Mit ihr machten die Holtorfs viele Kontrolleure und übellaunige Bürokraten zum Teil ihres Projektes. Nicht wenige ließen den Geländewagen mit seinem unzerstörbaren 88-PS Reihen-Fünfzylinder erst ziehen, nachdem ihnen Gunther Holtorf mit großer Geste ein Exemplar überreicht hatte.
Viele dieser Geschichten erzählt Holtorf in den fast 200 Video-Interviews zu den verschiedenen Ländern der Reise. Diese lassen sich über einen interaktiven Monitor in der Ausstellung abspielen. Das Angebot ist auch unter www.ottosreise.de oder auf Englisch unter www.ottosjourney.com im Internet zu sehen. Die Weltkarte in Ihrer aktuellsten Form gibt es für die Besucher der Ausstellung am Schluss als Souvenir zum Mitnehmen.


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